Samstag, 27. April 2024
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    „Sojafrachter“ und Protest vor Stadthalle in Möckern – Jährliches Broilerfest mit kritischen Fragen

    Auch dieses Jahr folgten Hunderte der Einladung zum „Broilerfest“ in die Mehrzweckhalle der Stadt Möckern. Zum ersten Mal wurden die Teilnehmenden an diesem 3. Oktober schon vor der Tür von Menschen begrüßt, die Kritik und Fragen zum großen Hähnchenessen mitgebracht hatten.

    Aktive des Magdeburger Vereins Aktion Agrar standen mit einem Kanu voller Sojabohnen beim Eingang und baten um ein Gespräch. Eine Aktivistin im Hühnerkostüm verteilte Faltblätter, die über Struktur und Arbeitsweise der PHW/Wiesenhof-Gruppe informierten und Sojaimporte kritisierten. Möckern ist sowohl Standort von einem der großen Schlachthöfe von Wiesenhof als auch von riesigen Mastanlagen für Hunderttausende Broiler. 

    Michael Krack von Aktion Agrar sagte: „Wiesenhof ist kein Zukunftsmodell und der Sojaimport, auf den der Konzern setzt, gehört sofort gestoppt. Durch die Regenwaldzerstörung für Soja ist die weltweite Hühnermast zur Abkürzung in die Klimakatastrophe geworden. Immer wieder gibt es schwere Menschenrechtsverletzungen durch gewaltvoll ausgetragene Landkonflikte.“ 

    Aber auch die Mast und Schlachtung der Broiler kritisierte Krack. Die Tiere in den Megaställen würden leiden, weil sie nie die Sonne sähen und so gezüchtet wären, dass sie zu schnell und zu unausgewogen an Gewicht zunehmen. Die Arbeit im Schlachthof sei hart und immer wieder von schlimmen Erfahrungen der meist aus Osteuropa stammenden Beschäftigten geprägt.

    Aktion Agrar suchte mit dem Protest den Austausch mit den Anwohnern

    Für die Stadt Möckern ist PHW ein wichtiger Arbeitgeber, für die Gäste des Broilerfestes lohnt die Aussicht auf ein halbes Hähnchen den Weg in die Mehrzweckhalle. „Wiesenhof produziert in Möckern Hühnerfleisch mit schlechtem Beigeschmack. Wir wollen wissen, was die Menschen vor Ort darüber denken und wie sie sich unsere Ernährung der Zukunft vorstellen.“, sagte ein Aktivist. „Was isst Möckern 2030?“ stand auf einem Flipchart neben dem kleinen „Sojafrachter“. Das Team des Magdeburger Umwelt- und Agrarwende-Vereins versuchte, möglichst viele Gespräche zu führen. 

    Während die Bürgermeisterin betonte, wie gut sie die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Konzern erlebe, berichtete ein ehemaliger Vertragsmäster, wie rücksichtslos Wiesenhof Preise festsetze und verändere, egal ob ihm das Wasser längst bis zum Hals stehe. Viele Gäste des Broilerfestes nahmen sich Zeit für einen Austausch, etliche erklärten, sie hätten nicht gewusst, dass das Soja für die lokal geschlachteten Hühner aus Brasilien stamme. Dass die Sojabohnen im Kanu in der nahegelegenen Altmark wuchsen, faszinierte Erwachsene und Kinder. (PM Aktion Agrar e.V.)

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