Gute Kommunikation ebnet viele Wege. Und kommuniziert wird im Apothekenalltag besonders viel. „Gerade die älteren Patienten sind sehr dankbar, dass Sie in der Apotheke die Möglichkeit haben, offen über Probleme oder Schwierigkeiten rund um ihre Medikation zu sprechen. Vieles lässt sich bereits im Gespräch mit dem Patienten klären. Manche Probleme lösen wir aber auch im Dialog mit den behandelnden Ärzten.“ Mit diesen Worten begrüßte Dr. Lars Alexander Mohrenweiser, Inhaber der Sonnen-Apotheke in Magdeburg, zwei Medizinstudierende. Im Rahmen ihres Seminars zum alternden Menschen waren Franziska Wickord und Silvio Cardace für eine Hospitation in seine Apotheke gekommen.
Der besondere Blick auf alternde Menschen und ihre Arzneimitteleinnahme ist wichtig. Gerade dann, wenn mehrere Medikamente im Portfolio sind, muss besonders geschaut werden, ob Wechselwirkungen auftreten oder Mehrfachverordnungen vorkommen. Silvio Cardace nannte Beispiele aus seiner Arbeit in der Notaufnahme. „Wir haben häufig Patienten, die nicht wissen, welche Arzneimittel sie einnehmen. Das erschwert unsere Arbeit immens. Wenn sie einen aktuellen Medikationsplan bei sich hätten, wäre das hilfreich.“ Noch besser wäre es, wenn die digitale Infrastruktur soweit ausgebaut ist, dass alle Daten und Informationen über die elektronische Gesundheitskarte ausgetauscht werden.
Die beiden Studenten ließen sich in die Apothekenwelt entführen und informierten sich über die Schwierigkeiten, die beispielsweise ein einziges Klinik-Entlassrezept in der Apotheke auslösen kann. Am Beispiel zeigte Dr. Mohrenweiser Fallstricke auf, die im Klinikalltag entstehen und später für erheblichen Mehraufwand in der Apotheke sorgen. Zumal bei Rückfragen die Klinikärzte schwer zu erreichen sind.
Zeitfresser Digitalisierung
Noch verschlingt das Gesundheitssystem viel zu viele Mittel, ohne wirklichen Nutzen dafür zu generieren. „Momentan ist die Einführung der Digitalisierung für Ärzte ein erheblicher Zeitfresser. Auch bei uns in den Apotheken. Obwohl wir seit Jahren digital arbeiten, müssen noch Doppelstrukturen gefahren werden. Das kostet Zeit, die für die Arbeit am Patienten fehlt. Gerade der alte Mensch kommt dann oft zu kurz. Dabei ist er darauf angewiesen, ausreichende und richtige Hilfe zu bekommen.“ Die enge Verzahnung von Ärzten und Apothekern hinsichtlich der Medikation alter Menschen kann einen wichtigen Beitrag leisten. Oft ist im Alter weniger mehr. „Nur weil ein Patient schon immer ein Medikament eingenommen hat, muss es nicht heißen, dass es so bleiben muss. Viele Arzneimittel schädigen auf Dauer die Leber oder Niere. Darum ist das Nachdenken über eine reduzierte Verordnung im Sinne der Lebensqualität der älteren Personen wichtig.“
Somit ist eine gute Kommunikation zwischen Ärzten, Apothekern und Patienten unerlässlich. Ein Weg dahin ist die Hospitation angehender Mediziner. „Ich wusste bisher nicht, dass eine Apotheke ein so gut bestücktes Labor vorhalten muss und dass zahlreiche Arzneimittel dort noch selbst hergestellt werden“, erklärte denn auch Silvio Cardace. Mit dem Wissen, dass die Apotheken häufig einen gesamten Überblick über die Medikation eines alten Menschen haben und neuerdings im Bedarfsfall einen tiefergehenden Medikationscheck anbieten, verließen die Studenten die Apotheke.
Hintergrund:
Medizinstudenten des 9. Semesters beschäftigen sich im Querschnittsbereich „Medizin des Alterns und des alten Menschen“ mit der Problematik Polypharmazie. Dr. Lars Alexander Mohrenweiser organisiert in seiner Funktion als Vizepräsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt insgesamt elf Besuche mit jeweils zwei Studenten in drei Magdeburger Apotheken. Das Institut für Allgemeinmedizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg koordiniert mit verschiedenen Trägern der ambulanten Versorgung, so auch mit der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, diese vor-Ort-Besuche. (PM Apothekerkammer Sachsen-Anhalt)