Montag, 14. Oktober 2024
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    Arztmangel: Die Lage spitzt sich zu

    Die Suche nach Praxisnachfolgern gestaltet sich zunehmend schwieriger, Nachbesetzungen gelingen häufiger nicht. Eine unzureichende Finanzierung des ambulanten Bereichs, der Trend zur Anstellung und der demographische Wandel lassen die Versorgungslücken immer größer werden.

    Schon jetzt herrscht in vielen, besonders in ländlichen Regionen Ärztemangel – die flächendeckenden ambulanten Strukturen drohen zu bröckeln.

    Aber auch der Personalmangel hat sich in den vergangenen Jahren zu einem großen Problem in den Praxen entwickelt. Immer mehr medizinische Fachangestellte (MFA) wandern in andere Bereiche des Gesundheitswesens wie Kliniken, Krankenkassen und Behörden ab, wo höhere Gehälter gezahlt werden, oder wechseln ganz den Beruf.

    Freie Stellen in den Praxen bleiben unbesetzt. Die Tätigkeiten der fehlenden MFA müssen durch fachfremdes Personal oder die Ärzte selbst übernommen werden. Ein weiterer Aspekt: Praxisteams erhalten oft gerade von politischer Seite nicht die ihnen gebührende Wertschätzung.

    „Der Mangel an Ärzten in der ambulanten Versorgung in Sachsen-Anhalt ist bereits jetzt da und es geht weiter. Es fehlen schlichtweg die Ärzte. Arztpraxen bleiben ohne Nachfolge, wovon besonders die hausärztliche Versorgung, aber zum Beispiel auch die dermatologische und augenärztliche betroffen ist“, so Dr. Jörg Böhme, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA).

    Gut ein Drittel der Vertragsärzte ist 60 Jahre oder älter und wird in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen. „Das ist kein neues Phänomen. Seit 2002 weist die KVSA auf den anstehenden Ärztemangel hin und kämpft mit einem eigenen Maßnahmenplan, der stetig erweitert wird, dagegen an“, so Dr. Böhme und verweist auf Zahlen, die alarmieren: Um den jetzigen Versorgungsstand im Land halten zu können, müssen in den kommenden Jahren peu à peu mehr als 1.100 Arztstellen nachbesetzt werden. Schon jetzt sind mehr als 250 Hausarzt-Stellen im Land besetzbar.

    Obwohl die Arztzahlen in der fachärztlichen Versorgung nach Köpfen jährlich steigt, gibt es doch kein Wachstum an ärztlicher Arbeitszeit. Der Grund: Der Teilnahmeumfang an der Versorgung nimmt ab. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der in Teilzeit tätigen Ärzten massiv gestiegen. Auch der Trend zur Anstellung hält weiter an. Die Konsequenz ist das Absinken der Behandlungszeit.

    Aufgrund der alternden Gesellschaft und damit einhergehend mehr multimorbiden Patienten – Sachsen-Anhalt hatte 2022 mit einem Durchschnittsalter von 47,9 Jahren die bundesweit älteste Bevölkerung (Quelle: www.demografie-portal.de) – wird der Bedarf an ärztlichen Leistungen weiterhin vorhanden sein.

    Dr. Jörg Böhme: „Es braucht einfach mehr Ärzte, dazu bedarf es mehr Medizinstudienplätze. Willensbekundungen gibt es zur Genüge, ob im aktuellen Koalitionsvertrag des Landes oder durch Minister-Äußerungen. Doch wann erfolgt die Umsetzung? Die Landarztquote ist ein Beginn, ein guter Ansatz. Doch die Quote reicht bei Weitem nicht aus und sie müsste auch auf die Fachärzte ausgeweitet werden.“

    „Auch die Rahmenbedingungen für eine eigene Niederlassung müssen attraktiver werden. Gedeckelte Vergütungen, ständig neue gesetzliche Regularien mit der Folge überbordender Bürokratie, schlecht funktionierende digitale Anwendungen als Zeitfresser – das muss sich dringend ändern“, appelliert Dr. Böhme.

    Aus Sicht der KVSA kann es nur eine Lösung geben: Die Politik muss sich endlich mit der ambulanten Versorgung und deren Bedürfnissen auseinandersetzen und bei der Bewältigung der Herausforderungen unterstützen. Dies schließe auch die Entbudgetierung der Leistungen mit ein, ohne die es den Praxen nicht gelingen wird, den MFA höhere Gehälter zu zahlen und die Abwanderung zu stoppen.

    „Die Wettbewerbsverzerrung durch unterschiedliche Vergütungsanpassungen im ambulanten und stationären Bereich muss ein Ende haben. Der ambulante Bereich braucht Planbarkeit und Verlässlichkeit, um wirtschaftlich arbeiten zu können“, fordert der KVSA-Vorstandsvorsitzende.

    PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!“ – Bundesweite Aktion der Kassenärztlichen Vereinigungen

    Die KVSA hat diese Pressemitteilung im Rahmen der bundesweiten Aktion aller Kassenärztlichen Vereinigungen unter dem Titel „PraxenKollaps – Praxis weg. Gesundheit weg!“ veröffentlicht. Heute und in den nächsten Wochen werden alle KVen auf die akut gefährdete Situation der ambulanten Versorgung aufmerksam machen.

    Angesichts der dramatischen Lage kommen Vertreter der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft aller Bundesländer am 18. August 2023 zu einer Krisensitzung in Berlin zusammen.

    Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, deren Aufgaben und Befugnisse sich aus dem Sozialgesetzbuch V (SGB V) ergeben. Alle vertragsärztlich Tätigen sind kraft Gesetzes Pflichtmitglieder bei der KVSA. Derzeit hat sie ca. 4.300 Mitglieder: Diese behandeln ihre Patienten hausärztlich, fachärztlich oder psychotherapeutisch und erfüllen so den gesetzlichen Auftrag, eine flächendeckende wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung in Sachsen-Anhalt sicherzustellen.

    Die KVSA vertritt die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den Krankenkassen als ihren Vertragspartnern und gegenüber der Politik. Sie bietet allen Mitgliedern einen umfassenden Service von der Abrechnung der Leistungen über die Sicherung entsprechender Zahlungsflüsse bis zu umfangreichen Beratungs- und Dienstleistungsangeboten.

    Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der männlichen, weiblichen und diversen Sprachform verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für alle Geschlechter. (PM Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt)

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